BUM. Jede Ironie birgt eine Drohung. Über den gegebenen Verhältnissen liegt lediglich eine dünne Kruste aus Belanglosigkeiten. Ein Zustand mit Sprengkraft. Zündfadengeheftete Einzelbilder. Attrappe und Original ähneln einander. Der die Lunte zündet, ist – wie wir wissen – Teil der Simulation. BUM.
Eine Fotoarbeit von Horst Stein.
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Die Zeilen des von Stein verfassten Einladungstextes sind keine exakte Beschreibung der Bilder, eine mögliche Metaebene/Subtext wird formuliert. Sie melden einen Zustand kurz vor der Entladung, der Veränderung oder auch des Verharrens im Status quo. Also lieber doch nicht handeln. Rückzug ins private Neo-Biedermeier. Oder doch ... ? Und knapp unter der Oberfläche des so genannten Normalzustandes, meist markiert durch eine undurchsichtige Wahrnehmungsgrenze, brodelt es.
Stein zündet nun die Lunte auf verschiedenen Ebenen:
Die auf den ersten Blick konzeptuell angelegte Serie á la „Eine Schnur liegt auf dem Gehsteig“ wird durch die Klammer des ersten/letzten Bildes derart narrativ irritiert, dass die schnöden Einzelbilder ihre Konzeptkunst-Anmutung vorerst einbüßen und in den Bann einer simulierten Aktion geraten. Der Künstler verwässert das sicher geglaubte Genre-Terrain, lässt uns im Unklaren, in der Schwebe und zieht uns so intensiver in eine der möglichen Geschichten oder Szenarien.
So wird der Blick auf den mittleren = größten Teil der Serie – unterstützt durch die Hängung – massiv verändert. Die zunächst nichts sagenden Einzelbilder laden sich nach und nach mit Möglichkeiten auf und treten in eine zeitliche Verwandtschaft. Sie beginnen durchsichtig zu werden und zeigen ihr verborgenes Potential.
Das Zündungsbild und das zu zündende Bild lösen einerseits den Prozess, hinter die Kulissen blicken zu können, aus, andererseits hinterlässt ihr Inhalt die Frage nach Attrappe und Original, und speist so erneut keimende Unsicherheiten. Wie sich die beiden im Kontext von Simulation verhalten, ist nicht nur die Frage sondern auch ein Zündstoff, mit dem Stein gerne operiert.
Sein Protagonist ist im Begriff, die Lunte zu zünden. Am Ende wartet ein zur Sprengung getürmter Haufen von Kunstwerken auf die Explosion des Dynamits.
Echt – unecht – BUM – oder doch nicht BUM.
BUM ist Teil eines großen Werkkomplexes inszenierter Fotografie. Auszüge davon werden zudem in Mappen präsentiert. Die Serien untersuchen das Thema Simulation/ Performation und loten Verhältnisse zwischen den ProtagonistInnen und Objekten/Malereien aus. Bei BUM setzt er gewissermaßen noch eins drauf.