- Works - Photography & Painting - Couple-Self-Made

Couple-Self-Made

5 works / titles: 1/2/3/4/5
152 cm x 177 cm / c - print / 5 + 2AP / 2008

02.jpg details: Couple Self-Made



images//projects/couple_self_made/01CoupleSelf-Made-1.jpg
Couple Selfmade - english.pdf  (53.98 KB)
Couple Selfmade - Deutsch.pdf  (51.51 KB)
catalog, text: LisaPaul Steinfeld, solo-show New York 2008, HP-Garcia Gallery - english.pdf  (58.05 KB)
press release, HP Garcia Gallery - english.pdf
 (59.83 KB)
interview Karen Peters & Horst Stein - english.pdf (72.91 KB) 
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Couple – Self-Made

NO-PORN

Die Fotoarbeit drängt alle Beteiligten an eine Stelle: an den Ausgangspunkt eines Prozesses, der mit einem Klick und einem Blick beginnt, und dessen voyeuristische Bahnen sich zwischen Selbstkritik, Selbstschau und Schaulust kreuzen.
Jener Ort ist mit dem Platz hinter dem Sucher jeder am Bild beteiligten Kamera ident.

Diese virtuelle Enge begünstigt den für kritische Prozesse hilfreichen Rollentausch aller Beteiligten:
Gruppe 1: die sich selbst im Spiegel Fotografierenden (= Vorlagefoto für das Ölbild)
Gruppe 2: Personen, welche die Hängung der Malerei auf einer (Foto)wand sichtbar simulieren und die zudem die sich selbst Portraitierenden (Gruppe 1) sein könnten
Gruppe 3: die RezipientInnen ...
Gruppe 4: der Maler und Fotograf der fertigen Arbeiten in Personalunion

Im direkten Gegenüber, am anderen Ende der Blickachse, mitten im Bild, sitzt das Objektiv im Spiegel, im Foto, in der Fotoarbeit. Entlang dieser streng konzipierten Mehrfach-Achse können die angestrebten Prozesse oszillieren und die angelegten Bildebenen ihr irritierendes und vielschichtiges Potential entfalten.

Zu den Bildebenen:

Vorlagefoto und Malerei

Die als Requisite für die fertige Fotoarbeit zu verstehenden und auf Papier gemalten Ölbilder zeigen das (pornographische?) Selbstbild von vier Frauen und einem Mann in nach Bildachsen ausgerichteten Posen (Gruppe 1). Der sichtbare Rand eines Spiegels und der Finger am Auslöser der Digitalkamera weisen jedes Bild als abgemaltes (privates) Foto aus.
Stilistisch bedient sich die Malerei der Pop-Art-Ästhetik, die dem Bild-Geschmack der Gruppe 2 wahrscheinlich nahe kommt.
Erneut wird deutlich, dass sich die Malerei an die Konzeption der Fotoarbeit anpasst, also affirmative Malerei ist, und dadurch selbst, durch ihre aufgebrochene Oberflächlichkeit, spielerische Kritik am aktuellen Kunstbetrieb enthält.

Die Augen der Personen in den Selbstportraits bleiben entweder von deren Kamera verdeckt oder sind geschlossen. Das zentral angeordnete Objektiv in Augenhöhe ersetzt den Blick der Abgebildeten, lenkt den Blick der RezipientInnen ins Kameraauge, in die Nähe der Genitalien, oder substituiert diese. Die Konzentration gilt weniger der Persönlichkeit als vielmehr dem frontal zur Schau gestellten nackten Körper, im speziellen aber dem Blick auf die (teils verdeckten) Genitalien.

Als selbst geschossene Bilder entsprechen sie kaum herkömmlichen Mustern voyeuristischer, pornografischer oder kommerzieller Praxis, kritisieren diese aber auch nur am Rande.
Das zahlenmäßige Verhältnis von Frau zu Mann in dieser Serie entspricht in etwa dem Bildangebot an Pornografie im Netz.



Fotoarbeit

4 Frauen und 1 Mann hängen (kleben) das gemalte Bild an eine tapezierte Wand. Das Tragen legerer Pyjamas mimt eine private Situation, zudem laufen sie so kaum Gefahr, ihrerseits zum Sexual(Voyeurs-)objekt zu werden.
Im Gegensatz zu Studiofotos wird die Simulation durch das Abbilden des Settings sichtbar. Die Fotowand steht im Atelier-Innenhof, der auch in verwandten Serien immer wieder als Mikrokosmos und Feld für performative Praktiken dient. Die ProtagonistInnen wohnen in der Nachbarschaft oder sind Bekannte und haben in ihrem Alltag wenig Kontakt mit zeitgenössischer Kunst. So verweist diese Serie inhaltlich und formal auf Serien wie Stranding 2, Fishing Record, Couple-Objects, Couple-Gun, Couple-Couple etc.
Im Zuge der Arbeit an den Bildern findet jedoch ein reger Austausch mit Grundideen dieser Serie statt. Es bleibt unklar, ob die Gruppe 2 der Gruppe 1 entspricht, also, ob wir sie beim Hängen ihrer gemalten „Selbstportraits“ oder fremder Bilder beobachten können.

Zuerst fällt ihr Blick auf die Malerei und also auch auf das abgebildete Objektiv der Digitalkamera, dann wenden sie sich der analogen Großformatkamera, dem Objektiv hinter sich zu: so beschreiben sie die auch zwischen analog und digital pendelnde Bildachse, die oszillierenden Blickrichtungen, also jene Linie, die alles vernäht, erneut.
Sichtbar wird dies durch die lange Belichtungszeit, aus der auch die abgebildete Simultaneität beider Richtungen resultiert. So entsteht zusätzlich ein Portrait eines sich ab- und zuwendenden Menschen.
Die Größe der fertigen Fotoarbeit, die ebenso wie die Malerei als ungerahmtes Blatt Papier an die Wand gehängt wird, entspricht in etwa jener der Malerei.


Ausblick:

In diesem dichten Gefüge wird also der Ort der Betrachtung, der reale und imaginierte Endpunkt der Achse, zum Sammelpunkt aller. Das Switchen sämtlicher BerachterInnen von einer (voyeuristischen) Praxis des Schauens zur nächsten , von einer Kunstauffassung zu anderen Rezeptionsgewohnheiten, wird den RezipientInnen quasi körperlich nahe gelegt.

So kann eine Betroffenheit entstehen, die sich eben nicht nur intellektuell und spielerisch mit dem Versetzen in verschiedene Wirklichkeiten und deren Beziehungen beschäftigt, sondern auch eine unmittelbar spürbare – den betrachteten Menschen sehr nahe – körperliche Verbindung : die RezipientInnen werden Teil des performativen Prozesses, Teil jener Aktion, die über den Mikrokosmos des Experimentierfeldes hinausgeht


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